Inhalt

Informatik, Recht & Gesellschaft (semin. Teil)

Organisatorisches

Pflichtveranstaltung im 4. Semester (Sommer) des Studiengangs Bachelor Informatik. Das Modul besteht aus zwei Teil-Veranstaltungen:

Die Unterlagen zu meinem Teil der Veranstaltung werden über den Moodle-Kurs "IRG (Dz)" bereitgestellt. Für die Unterlagen zum Teil von Dr. Hüttermann gibt es einen eigenen Moodle-Kurs.

Inhalt

Der seminaristische Teil der Veranstaltung dient weniger dem Erwerb informationstechnischer Fachkenntnisse, als vielmehr der Allgemein- und Persönlichkeitsbildung durch das Nachdenken über außerfachliche Aspekte der Informationstechnik.

Die Inhalte reichen von Interpretationen des Begriffs "Informationszeitalter", über ethische Theorien und deren Anwendung auf verschiedene Probleme der Informationstechnik bis zu einem Überblick über die Rechtssituation in den Bereichen Datenschutz, Urheberrecht und Patenten. Darüberhinaus werden aktuelle populäre Entwicklungen wie OpenSource und Creative Commons als alternative Ansätze diskutiert.

Klausur

Beide Teile des Moduls werden in einer benoteten Klausur geprüft. In dieser Klausur werden für jeden Teil getrennte Fragen gestellt.

Literatur

Leider gibt es meines Wissens kein einheitliches Lehrbuch, das die vielfältigen Themen dieses Teils der Veranstaltung behandelt. Deshalb ist die Literaturliste umfangreicher als bei anderen Veranstaltungen.

Themenübergreifend
M.J. Quinn: Ethics for the Information Age. Pearson Education (3. Auflage 2009) (komisch: in der 2008 gekauften Ausgabe steht wirklich "2009".)
Dieses Buch werden wir zur Einführung in die Ethik Theorien nutzen. Ansonsten beschreibt dieses Buch ausschließlich die Situation in den USA, was insbesondere bei allen rechtlichen Themen das Hinzuziehen weiterer Literatur nötig macht.
C. Kaesler: Recht für Medienberufe. Vieweg (2007)
Ist gelegentlich etwas oberflächlich, vermittelt aber einen Überblick über diverse rechtliche Aspekte.
Zur Ethik
D. Birsch: Ethical Insights. McGraw-Hill (2. Auflage 2002)
Leicht lesbare Einführung in verschiedene ethische Theorien, die sich positiv abhebt von typischen philosophischen Büchern zu diesem Thema, die zumeist aufgrund ihrer ungelenken und schwer genießbaren Sprache eher lächerlich als lehrreich wirken.
D. Swanson: Pop-Morality is Immoral. Counterpunch, 11. Februar 2022
Launige Kritik an vielen Ethikbüchern.
Zu Persönlichkeitsrechten
Kühling, Klar, Sackmann: Datenschutzrecht. C.F. Müller, 4. Aufl. (2018)
Aktuelle kompakte Zusammenfassung mit Fallbeispielen und vielen Quellenangaben in Fußnoten
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz: DSGVO - BDSG - Texte und Erläuterung. (Juni 2018)
Überblick zur rechtlichen Situation im Bereich des Datenschutzes.
F. Wittern: Das Verhältnis von Right of Privacy und Persönlichkeitsrecht zur Freiheit der Massenmedien. Dissertation Universität Hamburg (2004)
Vergleichende Beschreibung der Situation in den USA und Deutschland. Zahlreiche Aspekte der deutschen Persönlichkeitsrechte sind ausführlich beschrieben (z.B. das Recht am eigenen Bild).
Ethische Aspekte des "geistigen Eigenthums"
M.A. Lemley: Property, Intellectual Property, and Free Riding. Texas Law Review, Vol. 83, p. 1031ff (2005)
Gründliche Analyse der Begriffsverwirrung und Gefahren, die durch Verwendung des Begriffs "geistiges Eigenthum" für Immaterialgüterrechte entstehen.
J. Boyle: The Public Domain - Enclosing the Commons of the Mind. Yale University Press (2008)
Ein ausgezeichnetes Buch zu ethischen Fragen des "geistigen Eigenthums", in dem viele aktuelle Problemfelder leicht verständlich und in einer angenehmen Sprache behandelt werden. Ich kann mich der Meinung von Yochai Benkler auf dem Klappentext nur anschließen: "It is the first book I would give to anyone who wants to understand the causes, consequences, and solutions of the debate over copyrights, patents, and the public domain of the past decade and a half."
T.G. Palmer: Are Patents and Copyrights morally justified? Harvard Journal of Law and Public Policy, Vol. 13, pp. 817-865 (1990)
Zusammenfassung der naturrechtlichen Argumente für und gegen "geistiges Eigenthum".
F. Machlup, E. Penrose: The Patent Controversy in the Nineteenth Century. The Journal of Economic History, Vol. 10,1, pp. 1-29 (1950)
Sehr interessante Zusammenfassung der im 19. Jh. vorgebrachten Argumente für und gegen das Patentwesen und der politischen Lobbyarbeit. Der Artikel ist nicht ganz einfach zu bekommen, weil die Zeitschrift im DigiBib-Katalog nicht erfasst ist, die USB Köln hat aber ein Exemplar der Zeitschrift von 1950.
Zum Urheberrecht
Jeanette Hofmann (Hrsg.): Wissen und Eigentum. Bundeszentrale für politische Bildung (2006)
Ein Sammlung von einführenden allgemein gehaltenen Artikeln zu verschiedenen Aspekten der "Eigentumsansprüche auf Gedanken". Bemerkenswerterweise steht diese Broschüre unter der CC BY-NC-ND. (Was das heißt, sei den Teilnehmern der Veranstaltung als Übung oder Klausuraufgabe überlassen ;-)
J. Litman: Digital Copyright. Prometheus (2. Auflage 2006)
Allen Bemühungen einer ethischen Diskussion zum Trotz, sind weite Teile des Urheberrechts lediglich Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit. In diesem Buch werden einige Grundprinzipien erläutert wie entsprechende Gesetzesänderungen zustande kommen.
U. Loewenheim (Hrsg.): Handbuch des Urheberrechts. C.H. Beck (2003)
Sammlung von Erläuterungen zum deutschen Urheberrecht von verschiedenen Autoren. Das Buch ist an einigen Stellen mit Vorsicht zu genießen, weil die Autoren dazu neigen, ihre eigene Meinung (bzw. die der ihnen nahestehenden Interessengruppen) als Tatsachen darzustellen, was sich z.B. in Formulierungen wie "Dem ist zuzustimmen" oder "berechtigte Kritik" niederschlägt sowie dem Ignorieren wichtiger Entwicklungen (wie z.B. Creative Commons).
Zu Patenten
M. Boldrin, J.K. Levine: Against Intellectual Monopoly. (2007)
Online Buch mit interessanten (z.T. historischen) Fallbeispielen zu den Auswirkungen von Patenten.
J. Bessen, M.J. Meurer: Patent Failure. Princeton University Press (2008)
Bemerkenswerte utilitaristische Analyse in welchen Bereichen das Patentsystem der USA funktioniert und in welchen nicht. Auf der Seite der Autoren findet man weitere interessante empirische Studien zu den Auswirkungen von Patenten.
T. Fischermann: In der Grauzone. Die Zeit, 24.02.2005 Nr.9
Locker lesbarer Artikel zum Problem des Erwerbens von Patenten mit dem Ziel andere Unternehmen zu erpressen ("Patent-Trolls").
G.N. Magliocca: Blackberries and Barnyards: Patent Trolls and the Perils of Innovation. Notre Dame Law Review, June 2007.
Eine gründlichere Analyse desselben Problems, in der auch eine interessante Parallele im 19. Jh. beschrieben wird, als "Patent-Haie" kleine Änderungen an üblichen landwirtschaftlichen Geräten patentierten und Landwirte damit erpressten.
D.L. Barlett, J.B. Steele: Monsanto's Harvest of Fear. Vanity Fair, May 2008.
Locker lesbarer Artikel über die Auswirkungen von Patenten auf "biologischem Material" und auf Lebewesen.
C. Dalitz: Diebstahl an der Allgemeinheit. Die Neue Hochschule, Band 49, Heft 3-4/08, pp. 24-27 (2008).
Eine Meinungsäußerung zum Thema "Patente auf Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung", in der die in der Diskussion zu diesem Thema am häufigsten genannten Argumente zusammengefasst sind.
Gesetze

Die deutschen Gesetzestexte stellt das Bundesministerium der Justiz online bereit unter www.gesetze-im-internet.de. In dieser Veranstaltung lesen wir speziell in folgenden Gesetzen: